Von der "Kleiderkammer" zur modernen Second-Hand-Boutique
Viel gute Kleidung für wenig Geld: Am Sonntag feierte das DRK-Angebot seinen 40. Geburtstag.
Artikel aus der RNZ, 11.11.2024 von Tanja Radan:
Seit mittlerweile 40 Jahren gibt es in Buchen Kleidung für den "kleinen Geldbeutel". Während die "Kleiderkammer" des DRK, die vor 38 Jahren eröffnet wurde, bedürftige Menschen mit Kleidung versorgte, ist die DRK-Second-Hand-Boutique "Lieblingsstücke", die vor zwei Jahren ihre Türen öffnete, ein modernes Geschäft für alle, die eine Hose, ein Shirt, Schmuck oder auch Schuhe haben wollen, und in dem insbesondere auch der Nachhaltigkeitsgedanke zentral ist.
DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Horvath und DRK-Präsident und Bürgermeister Roland Burger nahmen dieses Jubiläum zum Anlass, sich am Sonntagvormittag im Rahmen einer Feierstunde bei den ehrenamtlichen Helferinnen zu bedanken, die – teilweise seit Jahrzehnten – die gespendete Kleidung sortieren, in die Regale einräumen, den Kunden mit gutem Rat zur Seite stehen und die Waren zum nach wie vor sehr überschaubaren Preis verkaufen. Ohne die Helferinnen – es engagieren sich ausschließlich Frauen – wäre der Betrieb so nicht möglich.
Steffen Horvath blickte kurz auf die Historie des DRK-Bekleidungsangebots in Buchen. Die "Kleiderkammer" wurde 1983 gegründet. Ideengeber war Hans Sieber aus Hardheim. "Der Bedarf war da, und es gab immer wieder Krisen, in denen Kleidungsstücke gebraucht wurden", so Horvath. Das Geschäft befand sich in der Dekan-Blatz-Straße und zog innerhalb Buchens mehrmals um, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Schließlich fand die "Kammer" 1992 beim DRK-Kreisverband in der Henry-Dunant-Straße ihren dauerhaften Standort. "Sie hatte den Charme eines Kellers", so Horvath und hatte kaum etwas mit der modernen Boutique gemein, die sich heute am gleichen Ort befindet.
Neben dem alltäglichen Betrieb engagierte sich die "Kleiderkammer" auch in Notlagen: Spätaussiedler wurden unterstützt, Erdbebenopfer in Kroatien und der Türkei versorgt, und Geflüchtete aus der Ukraine, die nur wenig Kleidung dabei hatten, konnten sich etwas zum Anziehen aussuchen. Auch bei lokalen Notfällen wie zum Beispiel Bränden standen das DRK und die Ehrenamtlichen mit Kleidung bereit.
Um neben Bedürftigen noch mehr Menschen zu erreichen, wurde das Geschäft vor zwei Jahren in die mit viel Liebe eingerichtete Second-Hand-Boutique umgebaut. Dort können alle einkaufen. Ein Berechtigungsschein ist nicht notwendig. "Die Boutique ist für alle, die Wert auf nachhaltige Klamotten legen und für wenig Geld viel gute Kleidung einkaufen wollen." Die gespendeten "Lieblingsstücke" umfassen sowohl Damen- und Herren- als auch Kinderkleidung. Wer dort einkauft, setzt ein Zeichen gegen den stetig zunehmenden Wegwerftrend. "Mittlerweile spricht man von Fast-Fast-Fashion. Also von billiger Kleidung, die nach zweimaligem Tragen im Container oder im Müll landet", kritisiert Horvath und unterstrich in diesem Zusammenhang, dass der Markt für Altkleider aufgrund des Überangebots an Textilien und globaler Probleme enorm eingebrochen sei. Billigmode von schlechter Qualität gibt es in der DRK-Boutique nicht. "Alle Stücke werden durch die ehrenamtlichen Helferinnen handsortiert." Manchmal gibt es auch komplett neue Ware, die von namhaften Firmen gespendet wurde.
Horvath ging auch kurz auf die Statistik ein: Während früher rund 200 Kunden pro Jahr kamen, kommen heute 40 pro Öffnungstag, und im Jahr gehen rund 15.000 Kleidungsstücke über die Verkaufstheke. Er schätzt, dass in den 40 Jahren um die 400.000 Kleidungsstücke verkauft worden seien.
DRK-Präsident Roland Burger gratulierte zum Jubiläum und dankte insbesondere den ehrenamtlich engagierten Frauen. "Menschen, die bedürftig sind, aber auch Menschen, die nachhaltig leben wollen, bekommen hier ein besonderes Angebot in reichhaltiger Auswahl", sagte Burger und wünschte sich, dass die Arbeit in den nächsten 40 Jahren so gut weitergeführt werde.
Info: Die Second-Hand-Boutique "Lieblingsstücke" ist montags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.